Do 06.11.2014, 20:15 Uhr

Rembert Hüser: „Schwein oder Nicht-Sein“

Rembert HüserDieser Film hat einen unbändigen Appetit. „I have killed my father. Eaten human flesh. I am trembling with joy.“ Auf den ersten Blick sieht Porcile aus, als sei er aus Opfergang (1944), Simón del Desierto (1965), La Chinoise (1968), Satansbraten (1976), Das letzte Loch (1981) und Mutters Maske. Wer schreit hat Recht! (1988) zusammengeschnitten. Das ist jedenfalls eine Reihe, in der man ihn sehen könnte. Auf eine Geschichte kann sich der Film im heißen Herbst in Italien 1969 nicht einigen. Im Vorspann sind alles Schweine. Eine Vulkanlandschaft und Bonn-Bad Godesberg wechseln sich ab. Kannibalenhorden rennen herum, Jean-Pierre Léaud und Anna Wiazemksy haben sich zum Fressen gern. Italienische Komiker spielen Nazi-Industrielle. Einer hat den Namen Herdhitze. Wie geht man mit diesem mehrfach verschlungenen Film um? Und mit dem, „Psssst!“, was die Schweine am Ende bis auf den letzten Knopf verputzt haben sollen?

Rembert Hüser ist Professor für Medienwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt.

PORCILE Der Schweinestall

Italien/Frankreich 1969. R: Pier Paolo Pasolini
D: Pierre Clémenti, Jean-Pierre Léaud. 99 Min. 35mm. OmU

Porcile (Der Schweinestall)

In PORCILE erzählt Pier Paolo Pasolini die Geschichte zweier junger Männer: Der erste lebt als Einsiedler am Fuß eines Vulkans, bis er eines Tages einen Soldaten tötet und verspeist. Er wird zum Anführer eines Kannibalen-Stammes. Parallel rebelliert der andere Mann gegen seinen Vater, einen deutschen Großindustriellen. Sein Protest äußert sich in der Ablehnung des väterlichen Betriebes und in seiner erotischen Beziehung zu Schweinen. Filmkritiker Fritz Göttler urteilte: „Ein Film über Wohlstand und Wohlsein und über ihr Gegenteil, die Askese. [...] Der Ekel vor dem Konsum führt bei Pasolini direkt zum Kannibalismus.“

Mitschnitt der Veranstaltung

Goethe-Universität Deutsches Filmmuseum