Do 25.06.2015, 20:15 Uhr

Regine Prange: "LA RABBIA. EINE EINFÜHRUNG"

Regine PrangePasolinis erste dokumentarische Arbeit, La Rabbia, war über mehrere Jahrzehnte nahezu in Vergessenheit geraten. Montiert aus zahlreichen Wochenschauaufnahmen, entfaltet der Kompilationsfilm ein Panorama der politischen und gesellschaftlichen Widersprüche der 1950er und 1960er Jahre. Ein von Pasolini verfasster Kommentar verschweißt die suggestiven Bildsequenzen zu einem emphatischen „Filmpoem“, das Gewalt, Krieg, Hass und die soziale Spaltung in Arme und Reiche anklagt. Der Film, der heute nur als Rekonstruktion zugänglich ist, wurde von dem italienischen Produzenten Gastone Ferranti in Auftrag gegeben und ursprünglich zusammen mit einem zweiten Teil von Giovanni Guareschi gezeigt, der aber wegen angeblich rassistischen Inhalts zurückgezogen wurde. Hierdurch verschwand auch Pasolinis filmischer Essay. Erst 2008 hat Bertolucci seinen Beitrag als autonome Fassung rekonstruiert. Der Vortrag wird die komplexe Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte dieses engagierten Dokuments aus Pasolinis Filmographie ebenso beleuchten wie das ästhetische Konzept des Kompilationsfilms, dessen experimentelle Form in den 1960er Jahren vielfältig künstlerisch erprobt wird.

Regine Prange ist Professorin für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Kunst- und Medientheorie an der Goethe-Universität Frankfurt.

LA RABBIA DI PASOLINI

Italien 1963/2008. R: Pier Paolo Pasolini, Giuseppe Bertolucci
Dokumentarfilm. 83 Min. 35mm. OmeU

LA RABBIA DI PASOLINI

LA RABBIA war Pasolinis Antwort auf die Frage, „warum unser Leben von Unzufriedenheit, Furcht, Kriegsangst und Krieg beherrscht wird“. In einer filmischen Montage aus Materialien aus der Nachkriegszeit – von der Krönung Elisabeths II. über Atombombentests und Aufstände in der DDR und Ungarn bis zum Tode Marilyn Monroes – nähert sich Pasolini den Krisenherden der Welt und enthüllt Konflikte, die zu Kriegen geführt haben oder sich zu einem Krieg ausweiten könnten.

Mitschnitt der Veranstaltung

Goethe-Universität Deutsches Filmmuseum