Do 22.01.2015, 20:15 Uhr

Luca Caminati: „Pasolinis Dritte Welt“
Vortrag in englischer Sprache

Luca CaminatiNotes Towards a Poem for the Third World (1968) ist ein nicht realisiertes Filmprojekt, das Pasolinis lebenslanger Auseinandersetzung mit der „Dritten Welt“ entsprang, wie er die „Entwicklungsländer“ polemisch nannte, um ihre politische und kulturelle Andersheit hervorzuheben. Das Projekt war Teil von Pasolinis experimenteller Dokumentarfilmpraxis, der „Notizen“ (Appunti), einer Reihe von kurzen und mittellangen Filmen, die fiktionale mit nicht-fiktionalen Elementen mischten. Durchaus im Einklang mit den Positionen seiner Zeitgenossen Chris Marker und Jean Rouch situieren sich die Appunti an der Schnittstelle unterschiedlicher filmischer Formen: Sie verknüpfen den selbstreflexiven ethnographischen Dokumentarfilm mit dem experimentellen Reisebericht, um die traditionellen Modi der orientalistischen Repräsentation kritisch zu überdenken. Für Pasolini bedeutete die Reise in die Dritte Welt eine Erkundung des politischen Projekts der sogenannten „blockfreien Staaten“, während er zugleich den Traum des politischen Aktivisten weiter träumte, der in den Befreiungskämpfen der Dritten Welt ein politisches Engagement fortleben sah, das er im Westen am Verschwinden wähnte.

Luca Caminati ist Associate Professor of Film Studies in der Mel Hoppenheim School of Cinema der Concordia University in Montreal. Er ist der Autor von zwei Büchern über Pasolini, „Orientalismo eretico. Pier Paolo Pasolini e il cinema del Terzo Mondo“ (2007), und „Il cinema come happening: Pasolini‘s Primitivism and the Sixties Italian Art Scene“ (2010).

SOPRALLUOGHI IN PALESTINA PER IL VANGELO SECONDO MATTEO

Italien 1965. R: Pier Paolo Pasolini
55 Min. 16mm. OmU

SOPRALLUOGHI IN PALESTINA PER IL VANGELO SECONDO MATTEO

Im Nahen Osten sucht Pasolini nach Drehorten für die Leidensgeschichte Jesu, um IL VANGELO SECONDO MATTEO realisieren zu können. Auf der verbrannten Erde des süditalienischen Ortes Matera wird er schließlich fündig.

LE MURA DI SANA’A Die Mauern von Sana’a

Italien 1971. R: Pier Paolo Pasolini
16 Min. 16mm. OmU

LE MURA DI SANA’A Die Mauern von Sana’a

In Sana’a, der Hauptstadt des Jemen, dokumentiert Pasolini die Zerstörung eines Kulturguts von unschätz – barem Wert. Die Parallelen zu Italien und Orten in der Gegend von Viterbo sind für ihn offensichtlich. Um die Mauern von Sana’a zu retten, wendet sich Pasolini an die UNESCO.

APPUNTI PER UN FILM SULL’INDIA Notizen zu einem Film über Indien

Italien 1968. R: Pier Paolo Pasolini
35 Min. 16mm. OmU

APPUNTI PER UN FILM SULL’INDIA

In diesem essayistischen Reisetagebuch wird der Versuch eines Filmprojektes Pasolinis über eine Legende aus der indischen Mythologie geschildert. Es erzählt von einem Maharadscha, der seinen Körper einem vom Hungertod bedrohten Tigerjungen hingibt.

Mitschnitt der Veranstaltung

Teil 1: Einführung und Vortrag

Teil 2: Diskussion nach dem Film

Goethe-Universität Deutsches Filmmuseum