Do 07.05.2015, 20:15 Uhr

Veronica Pravadelli: „Jenseits der Sprache, zwischen den Medien: Über Pasolinis Kurzfilme“. Vortrag in englischer Sprache

Die Lecture von Veronica Pravadelli entfällt krankheitsbedingt! Die Einführung übernehmen Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Dr. Marc Siegel und Prof. Dr. Regine Prange (Goethe-Universität).

Anders als seine bekannteren Langspielfilme der 1960er Jahre – besonders Accatone (1961) und Mamma Roma (1962) – sind Pasolins Kurzfilme einem ästhetischen Projekt verpflichtet, das sich als metalinguistisch und intermedial charaktersieren lässt. Namentlich La ricotta (1963) ist nicht nur ein Film über das Kino, mit Orson Welles in der Rolle des Regisseurs, sondern auch ein Kommentar über die Beziehung des filmschen Bildes zur Malerei. Che cosa sono le nuvole? (1967) wiederum ist ein Versuch über die Beziehungen zwischen Kino und Theater. Pasolini transformiert dabei Shakespeares Othello in ein Puppentheaterstück, das zur Grundlage für seinen Film wird. Zugleich aber ist Che cosa sono le nuvole? auch eine komplexe Inszenierung der Dialektik zwischen Hochkultur und Populärkultur. Dabei spielen die Popmusik und der Sänger Domenico
Modugno – hier zu sehen als Puppenspieler – eine wesentliche Rolle. Ausgehend von diesen Boebachtungen wird dieser Vortrag zu zeigen versuchen, wie Pasolini in seinen Kurzfilmen – zur Sprache kommen neben den beiden erwähnten Filmen auch La terra vista dalla luna (1966) und La sequenza del fiore di carta (1968) – eine über die Sprache hinausgehende, intermediale Textur entwickelt, welche die vermeintlich „realistische“ Ästhetik und seine Erzählungen des Vorstadtlebens, die man aus den frühen Langspielfilmen kennt, in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Veronica Pravadelli ist Professorin für Filmwissenschaft an der Universität Roma Tre, wo sie das Center for American Studies (CRISA) leitet. Sie hat zahlreiche Publikationen zu Visconti und dem italienischen Kino nach dem Neorealismus vorgelegt, sowie zur feministischen Filmtheorie und zu verschiedenen Filmregisseruinnen. Ihr jüngstes Buch ist Le donne del cinema: dive, registe, spettatrici (2014). Demnächst erscheint Classic Hollywood: Lifestyles and Film Styles of American Cinema, 1930-1960 (University of Illinois Press).

LA RICOTTA – Der Weichkäse

Italien 1963. R: Pier Paolo Pasolini
D: Orson Welles, Mario Cipriani, Laura Betti. 35 Min. Blu-ray. OmeU (Episode aus ROGOPAG)

Ein Regisseur, gespielt von Orson Welles, dreht einen Film über das Leben Christi. Aus Hunger tauscht Filmkomparse Stracci das Hündchen einer Schauspielerin gegen einen riesigen Weichkäse – die Tragödie beginnt.

CHE COSA SONO LE NUVOLE ?  Was sind die Wolken?

Italien 1968. R: Pier Paolo Pasolini
D: Franco Franchi, Ninetto Davoli, Laura Betti. 22 Min. 35mm. OmeU (Episode aus CAPRICCIO ALL’ITALIANA Laune auf Italienisch)

Ein Puppenspieler, gespielt vom Sänger Domenico Modugno, erzählt eine einfache Variante von Shakespeares Othello – die Geschichte entspinnt sich vor und hinter den Kulissen.

LA TERRA VISTA DA LLA LUNA  Die Erde, gesehen vom Mond

Italien/Frankreich 1967. R: Pier Paolo Pasolini
D: Totò, Ninetto Davoli, Laura Betti. 30 Min. DVD. OmeU (Episode aus LE STREGHE Hexen von heute)

Eine quietschbunte Komödie mit Slapstick-Anklängen: Vater und Sohn finden in der taubstummen Assurdina Ersatz für die verstorbene Frau und Mutter. Das irrwitzige Trio lernt, dass mit Leben und Tod nicht zu spaßen ist.

LA SEQUENZA DEL FLORE DI CARTAL   Die Geschichte einer Papierblume

Italien/Frankreich 1969. R: Pier Paolo Pasolini
D: Ninetto Davoli, Rochelle Barbini, Aldo Puglisi. 11 Min. HDCam OmeU (Episode aus AMORE E RABBIA Liebe und Zom)

Riccetto schlendert mit einer großen roten Mohnblume die Via Nazionale entlang, während ihm Gott seine glückliche Schuldlosigkeit vorwirft. Grundlage für den Film ist das biblische Gleichnis vom unschuldigen Feigenbaum.

Mitschnitt der Veranstaltung

Teil 1: Einführung und Vortrag

 

Goethe-Universität Deutsches Filmmuseum